Gedanken

Stille Geometrie


Christiane Kaufmanns Arbeiten basieren auf mathematisch konstruierten Formen und stehen der Konkreten Kunst nahe. Jedoch bricht sie deren rigorose Eliminierung menschlicher Schaffensspuren auf, da durch die mit freier Hand gezogene Linienführung minimale Variationen im Gefüge entstehen.


In steter Wiederholung gerader Linien aus einem Punkt heraus schafft sie geometrische Flächen, häufig aufrechtstehende Rauten, durch die das darunterliegende Papier oder Untermalungen hindurch scheinen, und die teils mit in Pastell gearbeiteten Formen kontrastieren. Dabei erkundet sie immer wieder von neuem das Dazwischen: zwischen Malerei und Zeichnung, zwischen Linie und Fläche, zwischen Wiederholung und Neuschöpfung.


Jede der handgezogenen Linien ähnelt der vorangegangenen, ist jedoch niemals eine perfekte Kopie. Christiane Kaufmanns Zeichnungen beruhen auf Wiederholung, sind aber paradoxerweise nicht kopierbar. Ganz im Sinne der Betrachtungen Marianne Gronemeyers stellt das Wiederholen einen Gegenentwurf zum technisch exakten Reproduzieren dar.


Ein Computer, eine KI mögen vermeintlich makellose und endlose Produkte generieren, die jedoch gerade dadurch beliebig werden. Denn Programme müssen sich nicht anstrengen, nicht überwinden und nicht konzentrieren. Christiane Kaufmanns Zeichnungen hingegen entstehen gerade aus dem Ringen mit Idee und Material, mit Form und Fehlbarkeit – kurz: aus menschlichem Schaffen heraus.


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